Der große Stadtbrand vom 13. September 1617 - Tangermünde

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Der große Stadtbrand vom 13. September 1617

Der Morgen des 13. Septembers 1617 graut. Niemand ahnt etwas von dem Schrecken des Tages. Noch in der voraufgehenden Nacht hat der Ruf des Wächters gemahnt: " Bewahrt das Feuer und das Licht, daß unsrer Stadt kein Schad geschicht". Es ist ein warmer Spätsommernachmittag, plötzlich ziehen Rauchwolken über die Häuser. In der Gegend des Pulverturmes muss es brennen. Die Bevölkerung eilt zu Hilfe. Da flammt es an zwei weiteren Stellen auf. Brandstifter müssen am Werk sein! Vergeblich versuchen beherzte Männer die schweren Wasserfässer durch die Roßfurt in die Stadt zu bringen. Doch brennende Trümmer des Kantorats versperren den Weg. Die Menschen verzagen und die gemeinsame Abwehr bricht zusammen. Wie kann es auch anders sein, wenn Bürgermeister Asseburg allen anderen voranläuft um sein Haus zu schützen? Aus Stendal, Langensalzwedel, Grobleben und anderen Orten jagt Hilfe herbei. Unbarmherzig wird aus den Pferden das Letzte herausgeholt. Schaurig klingt das Leuten der Sturmglocken. Neu eingetroffene Kräfte springen in den Kampf gegen die tobenden Flammen. Das Rathaus brennt bereits, ebenfalls der Turm von St. Stephan. Es gelingt wenigstens das Dach des Gotteshauses zu retten. Niemand aber vermag zu verhindern, dass am folgenden Sonntag die Turmspitze mit allen Glocken in die Tiefe stürzt. Nur die Häuser zwischen Markt und Neustadt bleiben, von einigen Ausnahmen abgesehen, ohne Schaden. 97 Jahre sollten ins Land ziehen, in denen St. Stephan einen traurigen Anblick ohne Turm darbot, bis ihm endlich wieder eine neue gotische Turmhaube aufgesetzt wurde.
Im folgenden Winter lebten die Menschen in Kellern und mit bis zu fünf Familien in einem verschonten Haus. Wurden doch 486 Wohnhäuser und 52 volle Scheunen vernichtet. Im Jahre 1618 begann die Bautätigkeit, der tausende Eichen zum Opfer fielen. Doch niemand war mit Zuversicht bei seiner Arbeit. Denn "Diese Mordbrenner" legten weitere Brandzeichen, denen weitere Häuser zum Opfer fielen. Ja sogar durch ihre Bundesgenossen in der Stadt - welche Bürger waren und sich als Auskundschafter solcher Buben vom Rat hatten bestellen lassen, dieselben aber heimlich verwarneten. Eines Tages werden Grete Minden, Tonnies Meilahn und Martin Emmert der Brandstiftung beschuldigt und verhaftet. Sie werden gefoltert und verbrannt. Heute ist erwiesen, dass sie den Brand nicht gelegt haben.
Margarete von Minden

Im Sommer 1617 ist Grete mit ihrem Mann unterwegs. Inzwischen muss sie auch für ein Söhnchen sorgen. Auf dem Weg von Salzwedel nach Gardelegen wird sie sehr krank und kommt für 10 Wochen bei einem Kuhhirten in Apenburg unter. Ihr Mann behandelt sie sehr schlecht und zieht schließlich ohne sie weiter. Nach ihrer Genesung verdient Grete ihren Unterhalt mit dem Verkauf von Heilkräutern und aus der Hand lesen. Zu Beginn des Jahres 1619 trifft sie ihren Mann wieder und wandert mit ihm nach Tangermünde. Dort bemüht sie sich beim Rat, Tonnis eine Stelle als Polizeibeamten zu besorgen. Als er die Rathaustreppe empor steigt, um sich vorzustellen, erkennt ihn eine Frau die er einst ausraubte und schlägt sofort Alarm. Die Stadtknechte setzen ihm nach und nehmen ihn gefangen. Auch jetzt noch - 2 Jahre nach dem Brand sucht man fieberhaft nach den Brandstiftern. Fehdebriefe, die über die Mauer geworfen werden, verdächtigen den Stadtknecht Joachim Stolle, den Marktmeister und den Wirt eines anrüchigen Wirtshauses vor dem Hühnerdorfer Tor. Vergeblich forscht man nach den Urhebern dieser Briefe. Alle des Schreibens kundigen Einwohner müssen eine Schriftprobe abliefern. Von diesen befinden sich heute noch 210 in den Akten. Am 21.Januar kommt Tonnis, den man keinesfalls der Brandstiftung verdächtigt, auf die Leiter. Man will wissen weshalb sich dieser außer Landes verwiesene Strauchdieb innerhalb der Mauern aufhält. Unter den unmenschlichen Qualen gesteht er seine Räubereien, um schließlich dem überraschten Moritz Winsel zu berichten, seine Frau habe ihn nur geheiratet, damit er sie am Tangermünder Rat wegen der vorenthaltenen Erbschaft rächen sollte. Den sicheren Tod vor Augen, wegen seiner Räubereien, setzt er alles daran seine Kumpanen und vor allem seine Frau mit in den Tod zu ziehen. Hat er doch in Apenburg, um Grete zu quälen, den Säugling geschlagen. Genau gibt er die Einzelheiten der Brandstiftung bekannt und nennt seine Frau, die Brüder Hornborg, Hans Hännekenmacher und Martin Emmert als Helfershelfer. Bald erweist sich die Unrichtigkeit seiner Aussagen in vielen Punkten. Grete Minde vermag nachzuweisen, dass sie zu der fraglichen Zeit in Apenburg auf dem Krankenlager gelegen hat. Die sie entlastenden Zeugenaussagen werden unterschlagen. Eine plötzliche Aussage des Bürgermeisters Petrus Asseburg, welche nicht eidlich, sondern nur "summarie" bezeugt, dass Grete am Montag nach dem Brand in Tangermünde geweilt habe, wird nur benutzt um hinter dem Rücken der Beschuldigten eine Folter gegen Grete Minde zu beantragen. Es hat den Anschein, als wollte man Grete beseitigen. Trotz der gegensätzlichen Aussagen ist man von ihrer Schuld fest überzeugt. Man muss auch bedenken, wie lästig dem Rat ihre Erbansprüche und ihre Beschwerden über dessen Cliquenwirtschaft, welche die Familie von Minden unterstützt, waren. Grete und Martin Emmert gestehen unter der Folter des Scharfrichters Moritz Winsel die ihnen zur Last gelegten Taten und bestätigen einige Tage später "frei von Furcht und Zwang" ihre Geständnisse in der "Urgericht". Am 13. März 1619 sprechen die Schöffen zu Brandenburg das Todesurteil aus. Am 13. März 1619 werden die drei Verurteilten - für Tonnis ist ebenfalls die Strafe ausgesprochen worden - nach dem Wortlaut des Urteils hingerichtet. Für Grete lautet der Schluss: " So mag sie deswegen vor endlicher Tödtung auf einem Wagen bis zu der Richtstätte umgeführet, ihre 5 Finger an der rechten Hand, einer nach dem anderen mit glühenden Zangen abgezwacket, nachmalen ihr Leib mit vier glühenden Zangen, nemlich in jeder Brust und Arm gegriffen, folgig mit eisernen Ketten auf einem erhabenen Pfahl angeschmiedet, und lebendig geschmochet, und also vom Leben zum Tode verrichtet werden."









Bronzestatue Margarete von Minden am Rathaus

Einweihung anlässlich der 1000-Jahrfeier 2009

Aber wer hat die Stadt nun wirklich in Brand gesteckt? Es sind die erwähnten Brüder Hans und Paul Hornberg (auch Horneburg) gewesen,die Forderungen an den Rat hatten. Der zur Ergreifung nachgeschickte Marktmeister Lüdke, der sie fangen sollte, machte mit ihnen gemeinsame Sache. 

 
 
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